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Fahrleitungen nicht nur für die deutschen Länderbahnen
Firmenbauarten 1. Generation
Mit dem Beginn der Fernbahnelektrifizierungen entwickelten die großen Elektrofirmen
- Allgemeine Elektricitätsgesellschaft (AEG),
- Bergmann-Elektricitäts-Werke AG (BEW) und
- Siemens-Schuckertwerke AG (SSW)
jeweils eigene Fahrleitungsbauarten, die als sogenannten Firmenbauarten der 1. Generation bezeichnet, bis ca. 1923 in Deutschland auf allen vor dem 1. Weltkrieg begonnenen elektrischen Strecken errichtet wurden. Das Kettenwerk von SSW wurde auch im Ausland errichtet. Mit den Versuchen bei Jakobsthal in Schlesien ab Herbst 1911 kam es zu einer ersten Vereinheitlichung bezüglich der Ausführung der Stützpunkte. Das beinhaltet die Tragkonstruktion, die Isolation mittels Dreieraggregat aus Glocken- und Doppelglocken- bzw. Kelch- und Doppelkelchisolatoren mit Befestigung von Tragseil und Fahrdraht . Dieses Prinzip mit doppelter Isolation wurde bis zur Entwicklung neuer Isolatoren und dem Übergang auf einfache Isolation Mitte der 1920er Jahre auf bei der sogenannten Einheitsfahrleitung angewendet.
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Zeichnung: Hans Köhler | Zeichnung: Hans Köhler |
Die teilweise recht komplizierten und schwierig zu errichtenden Bauarten waren fü die damaligen Fahrgeschwindigkeiten völlig überdimensioniert, so daß bereits Mitte der 20er Jahre der Umbau zur sogenannten Einheitsfahrleitung erfolgte. Angesichts des heutigen Verständnisses für Einheits- und Regelfahrleitungen war dies jedoch nur eine erste Vereinfachungen der Fahrleitungsbauarten.
Skizze: Alfred Schieb
Fahrleitung der AEG
Den einfachsten Aufbau wies die AEG-Fahrleitung auf. Mit nachgespannten Tragseil, welches über Bronzedrähte den nachgespannten Fahrdraht in gleicher Höhe über dem Gleis hielt, war diese Bauart den heutigen Regelbauarten der DB AG schon recht ähnlich. Am Stützpunkt wurde das Tragseil lose über den Isolator geführt, bei den Querseilen im Gbf Fellhammer über eine Rolle. Die Nachspannung von Fahrdraht und Tragseil erfolgte einzeln oder gemeinsam über Rollen und Ketten.
Auswahl Artikel aus damaligen Zeitschriften:
Usbeck: Die Fahrleitung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. Elektrotechnische Zeitschrift 1911, S. 609 ff
Usbeck: Die Fahrleitung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. Elektrotechnische Zeitschrift 1911, S. 636 ff
Usbeck: Die Fahrleitung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft. Elektrotechnische Zeitschrift 1911, S. 663 ff
Fahrleitung der BEW
Die BEW-Fahrleitung war nach zeitgenössischen Quellen die billigste. Der Aufbau war jedoch aufgrund zahlreicher beweglicher Elemente koplizierter. An einem festen Tragseil war außer in Feldmitte im Abstand von ca. 10 m eine sogenannte Geradführung installiert, worauf eine Art Dreieckshänger aus Seilen (Läuferdreieck) gleitend den nachgespannten Fahrdraht hielt. In Feldmitte liefen diese Läuferdreiecke direkt auf dem Fahrdraht. Um eine Beschädigung des Tragseils zu vermeiden, wurde im Läuferbereich Hülsen auf das Tragseil aufgebracht. In Schlesien und Mitteldeutschland hatte man mit dieser Bauart erhebliche Probleme. So kam es zur Vereisung der Geradführung oder an den Fahrdrahtklemmen zu Brüchen der schrägen Hängeseile, wodurch diese in den Stromabnehmerbereich hingen. Deshalb baute man diese Bauform schon Mitte der 20er Jahre zur Einheitsfahrleitung um. Dagegen war in Bayern die BEW-Fahrleitung bis nach den 2. Weltkrieg zu finden.
Auswahl Artikel aus damaligen Zeitschriften:
Westphal: Fahrleitung mit Vielfachaufhängung für Vollbahnen der Bergmann-Elektricitäts-Werke A.-G., Berlin. Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1919, S. 257 ff
Westphal: Fahrleitung mit Vielfachaufhängung für Vollbahnen der Bergmann-Elektricitäts-Werke A.-G., Berlin. Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1919, S. 265 ff
Fahrleitung der SSW
Bei der Fahrleitung der SSW war am festen Tragseil über Bronzedrähte ein Hilfstragdraht befestigt. An diesem wurde das nachgespannte Tragseil in kurzen Abständen befestigt. Diese Bauart erwies sich von ihren Eigenschaften her als beste der Firmenbauarten, war aber schwer zu errichten und auch in der Instandhaltung zu aufwendig. Brüche des Hilfstragdrahtes waren nicht selten, besonders dann, wenn im Bereich der Nachspannungen und von Weichen Fahrdraht, Hilfstragdraht und Tragseil nicht ausreichend mit Stromverbindern verbunden waren. Deshalb wurde auch diese Bauart schon Mitte der 20er Jahre zur Einheitsfahrleitung umgebaut. Bei Gleichstrombahnen in Westeuropa ist diese Bauart noch heute zu finden.
Auswahl Artikel aus damaligen Zeitschriften:
Reishaus: Vielfach-Aaufhängung für die Oberleitungen elektr. Bahnen, Bauart "SSW.". Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1920, S. 154 ff
Reishaus: Vielfach-Aaufhängung für die Oberleitungen elektr. Bahnen, Bauart "SSW.". Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1920, S. 163 ff