Zur Hauptseite Geschichte


Mißlungene Universallok - Die preußische E.G. 501

Für den in Aussicht genommenen elektrischen Betrieb bestelle die KPEV eine Anzahl elektrischer Probelokomotiven, was seinerzeit nicht unüblich war. Darunter auch eine 1'D1' Lokomotive, die mit einem elektrisch heizbaren Dampfkessel auch für den Einsatz vor Reisezügen vorgesehen war. Der fahrzeugtechnische Teil wurde von Maffei in München der elektrische Teil von SSW hergestellt. Die Lok erwies sich beim Zusammenbau im Juni 1912 jedoch als um 2 t zu schwer, so dass „durch herausschneiden einzelner Teile am mechanischen und elektrischen Teil das Gewicht auf das vertragsmäßig herunterzubringen“ war[1].

Im zweiten Halbjahr 1912 wurde die Lok als Güter- und Personenzuglokomotive E.G. 501 der K.ED Halle in Dienst gestellt [2] und anschließend auf der Strecke Dessau—Bitterfeld erprobt. Bei der Inbetriebnahmefahrten traten die durch das mechanische Antriebskonzept bedingten Schüttelschwingungen auf, deren Ursachen damals noch nicht bekannt waren. Die Lok wurde daraufhin bei der BW Halle abgestellt. Eine immer wieder vermutete Überstellung an die K.ED Breslau, also nach Schlesien, basiert offensichtlich auf einem Eintrag im Fahrzeugmerkbuch als E.P. 1D1 Breslau 201[3]. Es ist jedoch ausgeschlossen, dass die Lok je dorthin umgesetzt wurde. Stattdessen ein Interesse der Schweizer Bundesbahnen an in Deutschland abgestellten oder aufgrund des Krieges ungenutzten Triebfahrzeugen für ihre zur elektrifizierenden Strecken. Im April 1918 reisten zwei schweizer Ingenieure mit ernsthaft bekundeten Kaufinteresse zur Besichtigung der inzwischen nach Wahren überführten E.G. 501[4] . In diesem Zusammenhang wird bereits ein Umbau auf eine Achsfolge 1'BB1' gewähnt. Die preußische Eisenbahnverwaltung hatte jedoch Einwände und beabsichtigte offensichtlich selbst diesen Umbau zu beauftragen. Da die alte elektrische Ausrüstung dafür ersetzt werden sollte, wurde die ED Halle im Dezember 1920 aufgefordert, Haupttransformator, Drehtransformator, Ölschalter, Steuerungstransformator für den Ölschalter und eine Teil der Kabel sofort auszubauen und nach der Hauptwerkstatt Lauban zu überführen, um damit ein Prüffeld aufzubauen[5] . Die elektrische Ausrüstung sollte im Zuge des Umbaus ersetzt werden. Dazu kam es jedoch nie. Im Quartalsbericht I/1923 der Rbd Halle wird die EG 501 unter Bemerkungen zum Betriebsbericht [6] zusammen mit ES 1, 4, 5, 6 als ausgemustert genannt, was nichts anderes heiß, daß sie sich zu diesem Zeitpunkt noch bei der Direktion Halle befand.

Walter Reichel, Leiter des Prüffeldes in Lauban berichtet in einem Fachartikel[7] auch über das Prüffeld in Lauban. „... wird die elektrische Energie einem Transformator von 1200 kVA zugeführt und dort abgespannt. Die Niedervoltseite des Transformators besitzt Anzapfungen von 261, 161, 121, und 90 V und eine Hilfswicklung von 0 bis 90 V. ... Der Drehtransformator stammt aus einer ausgemusterten Güterzuglokomotive ...“

Ellok EG 501 in Dessau
Ellok E.G. 501 in Dessau. Den Standort verrät der Hilfstragdraht der SSW-Oberleitung.

Quellen

  1. K.ED Halle: Schreiben 25H1.II.12 176. (Baubericht 07/1912) Elektrische Zugförderung Magdeburg - Bitterfeld - Leipzig - Halle vom 1. August 1912 an den Minister der öffentliche Arbeiten. GprStA I. HA Rep. 93 E, Nr. 6850.
  2. (K.)EZA: Verzeichnis der elektrischen Lokomotiven und Triebgestelle der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung, handschriftlich geführt 1916-1924.
  3. K.EZA: Merkbuch für Fahrzeuge der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnverwaltung, Ausgabe 1915. Kap. II. Triebwagen und elektrischen Lokomotiven S.66-93.
  4. SSW: Schriftverkehr zwischen den Siemens-Schuckertwerken und der Maschinendirektion Bern, archiviert beim Siemens Historical Institute in Berlin.
  5. RVM, Zweigstelle Preußen-Hessen: Entwurf Schreiben VIa D. 20206., Dezember 1920, an die ED Breslau und Halle. Umbau der elektrischen Lokomotive E.G. 501, Prüfeinrichtung Lauban. GprStA I. HA Rep. 93 E, Nr. 6851.
  6. Rbd Halle: Schreiben II.25.Nr.II. 2592/23.Tm.22. (Quartalsbericht I/1923) Elektrischer Betrieb auf den Strecken Wahren-Engelsdorf, Leipzig-Bitterfeld-Güterglück und Leipzig-Halle vom 30. April 1923 an das RVM, BArch R5/16063.
  7. Dipl.-Ing. Walter Reichel: Die Vorrichtungen und Messmethoden zur Prüfung elektrischer Lokomotiven in den Werkstätten. S 439 ff in Wechmann: Der elektrische Zugbetrieb bei der Deutschen Reichsbahn. Rom-Verlag Berlin, 1924.

Seitenanfang