Die Autoren sind mit der mehrbändigen Buchreihe über den Wechselstrom-Zugbetrieb in Deutschland ab 2010 in Erscheinung getreten. Seitdem haben sich durch
Auffinden neuer Quellen zahlreiche neue Erkenntnisse ergeben, die eine Neuauflage erforderlich machten. Diese erscheint nun bei der Verlagsgruppe Bahn (VGB)
im repräsentativen A4-Format und bietet neben umfangreichen Erweiterungen auch allfällige Berichtigungen gegenüber dem Erstlingswerk sowie umfangreiche
Quellenangaben, die es dem Nutzer ermöglichen, eigene Recherchen durchzuführen.
Als erster Band erscheint im Sommer 2019 das Buch über den „Wechselstrom-Zugbetrieb in Mitteldeutschland“, das sich dem Geschehen zwischen Magdeburg, Dessau,
Leipzig, Halle (S.) und Probstzella im Zeitraum zwischen 1900 und 1946 widmet. Dabei wird auch ein Blick auf die Keimzelle des elektrischen Betriebs in
Preußen, die Stadt- und Vorortbahn Blankenese—Ohlsdorf, geworfen. In 14 Kapiteln werden in chronologischer Reihenfolge nicht nur die Triebfahrzeuge,
sondern auch die ortsfesten Anlagen, unter denen die Bahnstromerzeugungs- und -verteilungsanlagen einschließlich der Fahrleitungsanlagen zu verstehen sind,
sowie das Werkstättenwesen vorgestellt und sowohl für den Laien in verständlicher, als auch für den Fachmann in anspruchsvoller Weise beschrieben. In
besonderen, farblich unterschiedlich unterlegten Einfügungen werden Persönlichkeiten vorgestellt, technische Zusammenhänge kurz erläutert oder amtliche
Schriftwechsel zitiert.
Um den Rahmen des Buches nicht zu sprengen, sind auf einer dem Buch beigefügten CD-ROM 39 Anhänge beigefügt. In diesen werden die im Buchtext behandelten
elektrischen Triebfahrzeuge beschrieben, Originaldukumente vorgestellt, Fotogalerien präsentiert, und in einer gesonderten Datei sind alle wichtigen
Ereignisse zwischen 1900 und 1946 chronologisch zusammengefasst.
Als vor mehr als 100 Jahren weitsichtige Techniker wie Gustav Wittfeld den Grundstein für den Aufbau eines elektrischen Zugbetriebes
mit Einphasenwechselstrom legten, war das der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Das Buch beschreibt die Pionierarbeit der ersten
Jahre - von der Finanzierung bis zur Inbetriebnahme erster Teststrecken - über die schwere Zeit der Wiederinbetriebnahme in den Zwanzigern
und die kurze Blütezeit der Eisenbahn in den dreißiger Jahren des 20. Jh. bis hin zur Phase des Wiederaufbaus und der daraufhin
folgenden Demontage nach dem zweiten Weltkrieg. Weitestgehend chronologisch werden die Entwicklung der Triebfahrzeuge, der Bahnstromversorgungs-
und Fahrleitungsanlagen und des Werkstättenwesens dieser Zeit beschrieben.
Errata Band 2 - Korrekturen und Ergänzungen der Autoren als PDF
Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes zwischen Dessau und Bitterfeld im Januar 1911 war den Verantwortlichen klar, dass die neue
Technik mit Einphasen-Wechselstrom nicht nur im Flachland getestet werden, sondern auch unter schwierigen topografischen und klimatischen Bedingungen
im Gebirge ihre Tauglichkeit unter Beweis stellen sollte. In die engere Auswahl kam dafür der Abschnitt Lauban—Königszelt. Diese im
Riesengebirgsvorland verlaufende Strecke wies alle Eigenschaften einer Gebirgsbahn auf. Betrieblich war ein nicht unerheblicher Güterverkehr,
insbesondere der Abtransport hochwertiger Steinkohle aus dem Waldenburger Bergbaugebiet verbunden mit dem entsprechenden Berufsverkehr und ein an
Wochenenden stattfindender Ausflugsverkehr in Richtung Gebirge zu verzeichnen. Am 30. Juni 1911 genehmigte der preußische Landtag erste Mittel
zur Elektrisierung des Hauptbahnabschnittes sowie einiger Seitenlinien.
Nun begann eine stürmische Entwicklung, die zwar durch den
Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen, in den zwanziger Jahren jedoch in vollem Umfang wieder einsetzend maßgeblich zum Erfolg der elektrischen
Traktion in Deutschland beigetragen hat, auch wenn die geopolitischen Veränderungen in Europa als Folge des Zweiten Weltkrieges zur Abtretung
Schlesiens an Polen und zum Ende des elektrischen Betriebes mit 15 kV und 16 ⅔ Hz in Schlesien geführt haben. Die Betriebserfahrungen und die
sich daraus ableitenden Schlussfolgerungen sowie deren technische Umsetzung prägten maßgeblich die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und
anderen Einrichtungen der elektrischen Zugförderung der damaligen Deutschen Reichsbahn. So manche technische Lösung in Schlesien war Grundlage
späterer Standardlösungen. Stellvertretend für die Wegbereiter des elektrischen Betriebes sei hier Werner Usbeck genannt, der die Entwicklung
in Schlesien maßgeblich mitbestimmte.
Das Buch ist auch in polnischer Sprache beim Verlag Eurosprinter erschienen, jedoch inzwischen vergriffen.
Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit dem Gedanken zur Wiederelektrifizierung des ein Jahr zuvor demontierten elektrischen Streckennetzes.
1950 folgten konkrete Schritte, die in Verhandlungen mit der UdSSR und 1952 in einem Staatsvertrag endeten. Einen sofortigen Wiederaufbau des
ehemaligen Demontagegutes verhinderten sowohl der desolate Zustand von Lokomotiven und Anlagen, als auch DDR-interne Streitereien über das zukünftig
anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es mit viel Engagement und Überzeugungsarbeit, am 1. September 1955 den elektrischen Zugbetrieb wieder
aufzunehmen.
Die Fülle des zu verarbeitenden Materials h¨tte den üblichen Seitenumfang dieser Buchreihe weit überschritten. Autoren und Verlag haben
sich deshalb entschlossen, den Band 3 in zwei Teilen zu veröffentlichen.
Im Teil 1 werden ausführlich die nach Kriegsende bei der AEG und den SSW verbliebenen Reparaturlok, Arbeiten der AEG für die sowjetische
Besatzungsmacht, die Vertragsverhandlungen mit der UdSSR und der mühsame Aufbau des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fern- und Fahrleitungsanlagen
beschrieben. Auch der Wiederaufbau des Raw Dessau und die dort durchgeführte Reparatur der SU-Heimkehrer werden gewürdigt. Die Betrachtungen
schließen um 1960 ab, zu der Zeit, als der Grundstock der Altbauellok wieder aufgearbeitet und die ebenfalls beschriebenen Konstruktionsarbeiten
für eine Neubau-Ellok abgeschlossen waren.
Teil 2 beschreibt das Auf und Ab der elektrischen Zugförderung in der sozialistischen Planwirtschaft. Wurde noch 1965 der Beschaffung von
Großdiesellokomotiven sowjetischer Produktion zu Lasten der Bahnelektrifizierung der Vorrang eingeräumt, erfolgte schon 1973 die Kehrtwende, die
auf eine wahre Elektrifizierungseuphorie hinauslief. Beginnend mit der Inbetriebnahme der ersten Neubauellok, über den Betrieb und die Ausmusterung
der Altbauellok sind die Entwicklung und der Einsatz der modernsten Triebfahrzeuge mit klassischer Kommutatortechnik dokumentiert. Über die
Projektierungsphase nicht mehr hinaus gekommene Ellok mit Drehstromantriebstechnik werden hier erstmals vorgestellt. Auch die Hintergründe, die zur
Elektrifizierung der Rübelandbahn mit Industriefrequenz geführt haben, werden beschrieben. Der zentralen und dezentralen Bahnenergieversorgung
ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ein Überblick zum Fahrleitungssektor rundet die Technikgeschichte ab.
Dem Verkehrsrückgang nach der politischen "Wende" fielen nicht nur zahlreiche Elektrifizierungspläne zum Opfer, sondern er erforderte auch die
Ausmusterung älterer Ellok in hohen Stückzahlen. Die neueren Baureihen erweckten als Leihlokomotiven das Interesse der DB, so dass sogar die
gemeinsame Beschaffung der 160 km/h schnellen Baureihe 112 erfolgte. Die als Erbin gesamtdeutsch firmierende DB AG führte ab 1994 einige DR-Projekte noch
zu Ende, auf die hier eingegangen wird.