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Elektrifizierung Niedersalzbrunn - Halbstadt 1914

Bahn bei Konradsthal

Foto: Ansichtskarte, Sammlung Hochmuth

Die Elektrifizierung des kurven- und steigungsreichen Hauptbahnabschnittes Freiburg - Nieder Salzbrunn - Dittersbach - Fellhammer - Gottesberg wurde als erstes in Angriff genommen. Bei Problemen hoffte man, auf die ebenfalls zu elektrifizierende, an der anderen Talseite verlaufende Strecke Nieder Salzbrunn - Fellhammer (- Halbstadt) ausweichen zu können. Da sich aber Anfang 1914 abzeichnete, daß von den bestellten Fahrzeugen nur die 3-teiligen Triebwagen rechtzeitig geliefert werden konnten, favorisierte man die Fertigstellung der Nebenlinie nach Halbstadt, für die der Triebwageneinsatz vorgesehen war.

Am 14. März 1914 erfolgte im Kraftwerk Mittelsteine erstmals die Zuschaltung der Fernleitungsspannung (80 kV). In den folgenden Tagen wurden im Unterwerk Nieder Salzbrunn unter Verwendung des Bahnstromes die Transformatoren, Ölschalter und -widerstände ausgekocht, um die Betriebsfähigkeit des Unterwerkes herzustellen. Am 1. April 1914 konnte dann erstmals die Fahrleitung (bis Conradsthal) unter Spannung gesetzt werden. Am Tag darauf nahm man den ersten Triebwagen E.T. 831/831a/832 der späteren Baureihe ET 87 im Bw Nieder Salzbrunn mit einer Probefahrt nach Conradsthal in Betrieb. Bei einem Besuch des Geheimen Oberbaurates Wittfeld am 7. April wurde der Triebwagen mit 2 Beiwagen (Zuggewicht 130 t) auf die Strecke geschickt. Die offizielle Eröffnung des elektrischen Personenverkehrs wurde in der Eisenbahnliteratur mit dem 1. Juni 1914 angegeben. Das ist definitiv falsch. Der im Mai 1914 ausgelieferte E.T. 833/833a/834 wurde zur baltischen Ausstellung nach Malmö geschickt und E.T. 835/835a/836 erst Ende Juni bei LHB in Breslau ausgeliefert. Ein Betrieb war aufgrund fehlender Fahrzeuge schlicht nicht durchführbar. Da von den bestellten schlesischen Lokomotiven zu diesem Zeitpunkt noch keine geliefert war, kam im Sommer 1914 eine „ältere Ellok“ aus Bitterfeld zu Versuchen nach Schlesien. Ob es sich dabei um EG 506 oder EG 509/10 handelte, ist bisher unklar.

Zu Beginn des ersten Weltkrieges konnte der elektrische Betrieb zwischen Nieder Salzbrunn—Halbstadt also auch nicht eingestellt werden. Aber offensichtlich kamen weitere Triebwagen zur Anlieferung, so daß nach einer Pressemeldungen in der Schlesischen Zeitung am 15. November 1914 der elektrische Personenverkehr aufgenommen werden sollte. Die gleiche Zeitung schreibt Ende Juni 1915, daß der Personenverkehr seit 1. Mai 1915 vollständig und der Güterzugverkehr „seit längerer Zeit schon regelmäß“ mit einem Zugpaar elektrisch abgewickelt, wobei der reibungslose Ablauf des hohen Verkehrsaufkommens zu Pfingsten hervorgehoben wird. Welche Lokomotive dieses Zugpaar zog, läßt viel Raum für Spekulationen. EG 506 war vml. nie oder nicht mehr in Schlesien. Der Einsatz der EG 509/510, von Nußbaum in einem Artikel im Modelleisenbahner 12/93 ohne Quellenangabe ab Oktober 1914 in Schlesien genannt, ist sehr naheliegend. Allerdings könnte die Lok möglicherweise auch erst im Juni 1915 mit EG 507 und 508 oder mit dem Stadtbahnversuchszug im Herbst 1915 nach Schlesien gelangt sein. In Frage kommen auch die von ausländischen Bahnverwaltungen nicht abgenommenen C+C der SSW für Schweden und 1C1 der AEG für die Chemin de Fer du Midi in Südfrankreich sowie die EG 512. Laut der o.g. Meldung der Schlesischen Zeitung sollen sich bereits fünf Ellok von der „Flachlandstrecke Halle—Dessau“ in Schlesien befunden haben.

Auswahl Artikel aus damaligen Zeitschriften:
Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1914, S. 236
Zeitung des VDI 1915, S. 595


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© Thomas Scherrans, 10.08.2020