Foto: Ansichtskarte, Sammlung Verfasser
Die erste Bauserie der E 06, 1922 bestellt, beruhte noch auf den Konstruktionsprinzipien der für Schlesien 1919 geänderten Bestellung der 2 C 1 EP-Lokomotiven. Kennzeichen waren der große Zentralmotor und zumindest bei den ersten beiden Exemplaren der Heizkessel. Während man sich in Bayern bereits für eine ES-Bauart mit Einzelachsantrieb entschied und sich bis heute über die altmodischen Preußen das Maul zerreißt, setzte man im sparsamen Preußen auf Austauschbarkeit von Komponenten, wie schon bei den Fahrmotoren der EP 202 ff und ES 9 ff.
Zwei weitere kleine Bauserien ohne Heizkessel folgten. Wärend bei den beiden 1924 bestellten ES 56 und 57 der Vorbau zur Aufnahme des Heizkessels noch vorhanden war, erhielten die 1925 nachbestellten ES 58 ff bereis einen weitestgehend symmetrischen Lokkasten mit außenliegenden Führerständen, dessen Frontgestaltung das Aussehen der elektrischen Einheitsellok der späten 1920er und frühen 1930er hatte. Diese letzte Bauserie erhielt werksseitig einen Transformator, der mit Anschlüssen für die elektrische Zugheizung ausgerüstet war. Aufgrund der Bauartunterschiede wurde diese Serie als E 06.1 bezeichnet.
Stationiert wurden die Ellok bis auf die E 06 09 zunächst beim Bw Leipzig West. E 06 09 kam als Neuanlieferung 1928 zum Bw Rothensee. Doch mit dem Eintreffen von einigen E 50.4 aus der Rbd Breslau mußte die Rbd Magdeburg Ende des ersten Quartals 1929 die Ellok zum Bw Leipzig West abgeben. Um 1930 kamen E 06 10 bis 12 wiederum nur vorübergehend bis zum Beginn des Winterfahrplans 1931 nach Rothensee.
Erst mit der Inbetriebnahme der Strecke Magdeburg Hbf—Halle (Saale) Hbf erhielt das Bw Magdeburg Hbf bis zur Einstellung des elektrischen Zugbetriebes in Mitteldeuschland 1946 dauerhaft alle E 06.1 zugewiesen. Dieser Bestand wurde zwischen 1934 und 1937 zeitweise von bis zu drei E 06.0 verstärkt. Von diesen drei Maschinen blieb bis 1946 nur E 06 05 im Magdeburg Bestand.
© Thomas Scherrans, 30.11.2016